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Unterschied zwischen Essstörung und gestörtem Essverhalten


Essstörungen und ein gestörtes Essverhalten haben zwar einige Gemeinsamkeiten, sind aber nicht dasselbe. Während eine Essstörung eine klinische Diagnose ist, sieht man das gestörte Essverhalten als eine Art "Vorstufe" an - ein Warnsignal, welches man dennoch ernst nehmen soll.

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Laut einer Studie der National Eating Disorders Association erleben fast 50 % der Bevölkerung "problematische oder ungeordnete Beziehungen zu Nahrung, Körper und Bewegung". Die gleiche Studie stellt fest, dass klinische Essstörungen viel weniger häufig sind - nur 1% bis 3% der Bevölkerung.

Heißt im Umkehrschluss: Nur weil ich mich unentwegt mit dem Thema Essen beschäftige, heißt das noch lange nicht, dass ich eine Essstörung habe! Es kann auch eine ausgeprägte Diätmentalität dahinterstecken, die sich allerdings in eine Essstörung entwickeln kann.


 Was ist die Ernährungs- und Diätkultur eigentlich?

“Die Diätkultur ist ein komplexes Konstrukt, das uns gleichzeitig nicht nur viele Probleme an uns selbst aufzeigen möchte, sondern im selben Moment auch gleich die Lösung mitliefert”


Die „Diät-Kultur“ hat die weit verbreitete gesellschaftliche Annahme, dass ein dünner, schlanker Körper automatisch mit Gesundheit, Glück und Erfolg verbunden ist. Also: Je dünner, leichter und athletischer ich bin, desto glücklicher bin ich.

Die Diätkultur basiert auf Irrtümern wie:

  • Ein Lebensmittel ist besser, als ein anderes

  • Dünne Menschen sind gesünder

  • Dünne Menschen gelten als attraktiver

  • Dicke Körper sind das Ergebnis schlechter Gesundheitsentscheidungen (schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung)

  • Menschen haben die volle Kontrolle über ihre Gesundheit und ihrem Gewicht / Aussehen

Diese Irrtümer ignorieren die Tatsache, dass es genetisch bedingt Körper in allen Formen und Größen gibt und dass wahres Wohlbefinden und die Gesundheit weit über den Faktor Körpergewicht hinausgeht. 

Es ist wichtig zu erkennen, dass es sich nicht immer um eine Essstörung handelt, sondern es sein kann, dass man schlichtweg in der aktuellen Ernährungs- und Diätkultur gefangen ist.

“Disordered Eating”

Aktuelle gesellschaftliche Diät- & Ernährungskultur

“Eating disorder”

Essstörung, welche lt. Kriterien diagnostiziert werden kann 

Diäten können bei Bedarf gestoppt und mann kann zu einer normalen Nahrungszufuhr zurückkehren -> Rückkehr in ein normales Essverhalten ist zu jeder Zeit möglich!

Die Anstrebung eines Gewichtsverlustes ist zwanghaft und kann nicht ohne weiteres gestoppt werden -> Ein normales Essverhalten ist nicht ohne weiteres möglich.

Diäten werden mit dem Ziel der Gewichtsabnahme gemacht, um eine bestimmte Körperform oder ein bestimmtes Körpergewicht zu erreichen: Sobald der Hunger zu groß wird, beginnt man allerdings wieder ein normales Essverhalten.

Es erfolgen extreme Dauerdiäten und eine sehr geringe Kalorienzufuhr über einen längeren Zeitraum.

Glücksgefühle werden beim Hungern / Essen / Kompensieren (Sport, Erbrechen, Fasten, Abführmittel,...) ausgeschüttet und es entsteht ein Suchtpotenzial13

Kleine Gewichtsschwankungen über einen kurzen Zeitraum, müssen jedoch nicht unbedingt sichtbar sein.

Es sind deutliche Gewichtsveränderungen oder starke Gewichtsschwankungen sichtbar.

Mahlzeiten werden ausgelassen und man spart sich den Hunger für bestimmte Anlässe wie Geburtstage, Events, Feiertage,... auf.


Man hat starre Regeln und Routinen in der täglichen Ernährung ohne Spielraum (gleiche Essenszeiten, gleiche Lebensmitteln, bestimmter Ort, …).

Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen werden regelmäßig eingenommen.

Abführmittel, Appetitzügler, Entwässerungstees- oder Tabletten, Diätpillen, Diabetes-Spritzen (Ozempic), Kaliumpräparate etc. werden missbraucht.

Sport wird als Ausgleich für das Gegessene genutzt.

Es besteht ein exzessiver Bewegungs- und Sportzwang mit einem hohen Kompensationsverlangen (“Alles was ich esse, muss ich wieder abtrainieren.”)

Gelegentliches Kalorien zählen, Schritte zählen, wiegen und Bauchumfang messen dienen der Kontrolle.

Kalorien zählen, Schritte zählen, wiegen und Bauchumfang messen werden zur täglichen Obsession.

Vermehrte Beschäftigung mit dem Essen: Was koche ich heute Abend? Was mache ich am Wochenende? Wo finde ich ein passendes Rezept?

Zwanghafte Gedanken ans Essen:

Der ganze Tag dreht sich nur noch um Essen, Sport, Abnehmen. Man baut sich ein Leben um die Essstörung, welche zur Identität wird.

Man hört nicht auf zu essen, weil man satt ist, sondern weil der Kopf einem sagt, “genug” gegessen zu haben. Die genaue Menge, was man essen darf, wird von der Ernährungs- & Diätkultur vorgegeben.

Es besteht ein vollständiger Verlust von Hunger- und Sättigungsgefühl und man hat ununterbrochen Hunger.

Einteilung in “gesunde” und “ungesunde” Lebensmittel ist vorhanden.

“Ungesunde” Lebensmittel werden in Nicht-Diätphasen in den Ernährungsplan integriert (zu besonderen Anlässen, “Cheat Day”-Mentalität).

Exzessive Einteilung in “gute” und “schlechte” Lebensmittel. “Schlechte” Lebensmittel werden komplett vermieden oder nur bei Fressanfällen genehmigt (Binge-Eating).

Heftige Schuld- und Schamgefühle gepaart mit Ekel vor und nach dem Essen von “ungesunden” Lebensmitteln.


Im Folgenden noch Beispiele aus meinem täglichen Leben, welche auf ein “gestörtes Essverhalten” hinweisen. Diese Personen besitzen eine ausgeprägte Diätmentalität, weisen jedoch zu keiner Zeit eine diagnosewürdige Essstörung auf:


  • Mein Vater: Mein Vater achtet schon seit vielen Jahrzehnten sehr auf sein Gewicht und ist mehrmals im Jahr auf Diät. Allerdings schafft er eine restriktive, einseitige Ernährung nur über ein paar Tage, bevor er ohne Weiteres zu einem normalen Essverhalten zurückkehrt.

  • Meine Freundinnen: Wenn ich bei meinen Freundinnen bin, wird gut und gerne über Gewichtsverlust gesprochen und Komplimente über das Aussehen werden großzügig ausgeteilt. Da wird dann über neue Diäten, erlaubte und verbotene Lebensmittel und Diätrezepte gesprochen. Keine der Freundinnen hat jedoch eine ausgereifte Essstörung, da jede einzelne von Ihnen diese Diäten nur phasenweise macht und stoppt, sobald das Zielgewicht erreicht ist. Diäten dienen hier als gesellschaftlicher Kleber.

  • Meine Arbeitskollegin: Meine Arbeitskollegin macht “Intervallfasten”, welcher ihr normaler Ernährungsstil ist. Bei bestimmten Ereignissen oder Veranstaltungen kann sie jedoch getrost eine Pause von diesem Ernährungsstil einlegen, da sich kein Zwang entwickelt hat.

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Wenn du in der Diätkultur gefangen bist und bereit für ein freies Leben bist, dann kontaktiere mich unter +43 676 329 58 74 - oftmals reicht nur eine Veränderung des Blickwinkels, um dein Leben zu ändern.

 
 
 

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