Essstörungen bei Sportlern: Ein oft unterschätztes Risiko
- Melanie Höfler
- 25. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Essstörungen gehören zu den komplexesten psychischen Erkrankungen. Sie beeinflussen nicht nur die Beziehung zu Essen, Bewegung und dem eigenen Körper, sondern wirken sich auch stark auf die geistige und körperliche Gesundheit aus. Besonders im Sport zeigt sich: Athletinnen und Athleten sind überdurchschnittlich häufig betroffen.
Zahlen, die wachrütteln
Studien zeigen, dass Essstörungen im Sport deutlich häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung:
Rund 13,5 % aller Sportler sind betroffen.
Bis zu 45 % der Sportlerinnen leiden an einer Essstörung – im Vergleich zu etwa 8,4 % der Frauen allgemein.
Auch Männer sind betroffen: Bis zu 19 % der männlichen Sportler berichten über Probleme wie erektile Dysfunktion (gegenüber nur 2,2 % in der Gesamtbevölkerung).
Transgender- und nichtbinäre Personen tragen ein besonders hohes Risiko: In einer Studie gaben 18 % der Trans-Personen an, an einer Essstörung zu leiden.
Dabei ist wichtig zu wissen: Viele Betroffene sprechen nicht darüber. Essstörungen sind stark stigmatisiert und werden deshalb oft verschwiegen – die Dunkelziffer ist hoch.
Die häufigsten Essstörungen im Sport
Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen, die Athleten betreffen können:
Anorexia nervosa: Starke Angst vor Gewichtszunahme, verbunden mit drastischer Einschränkung der Nahrungsaufnahme.
Bulimia nervosa: Wechsel zwischen Essanfällen und kompensatorischem Verhalten (z. B. Erbrechen, übermäßiges Training).
Binge-Eating-Störung (BED): Wiederkehrende Essanfälle ohne Gegenmaßnahmen – die häufigste Essstörung unter Erwachsenen.
OSFED (andere spezifizierte Essstörungen): Symptome, die nicht allen Kriterien anderer Diagnosen entsprechen, aber dennoch gravierend sind.
Orthorexia nervosa: Zwanghafte Fixierung auf „sauberes“ oder „gesundes“ Essen.
Anorexia athletica (Hypergymnasia): Ungesundes, zwanghaftes Verhältnis zu Training und Bewegung.

Warum sind Sportler so gefährdet?
Der Sport allein verursacht keine Essstörungen. Aber bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko erheblich:
Das Schlankheits-Ideal: Der Glaube, dass weniger Gewicht gleich bessere Leistung bedeutet.
Einfluss von Trainern: Druck von Autoritätspersonen kann Sportler zu extremen Maßnahmen treiben.
Missbrauch und Traumata: Negative Erfahrungen im Sportumfeld erhöhen die Anfälligkeit.
Geringes Selbstwertgefühl: Perfektionismus und gesellschaftlicher Druck verstärken das Risiko zusätzlich.
Besonders gefährdet sind Athleten in Sportarten mit Gewichtsklassen (z. B. Ringen) oder ästhetischem Fokus (z. B. Turnen, Eiskunstlauf).
Langfristige Folgen
Essstörungen gehören zu den psychischen Erkrankungen mit der zweithöchsten Sterblichkeitsrate. Für Sportler haben sie nicht nur gesundheitliche, sondern auch karrierebedrohende Folgen:
Verminderte Leistung: Unterernährung und Dehydration führen zu Müdigkeit, Schwäche und höherem Verletzungsrisiko.
Körperliche Folgen: Von Knochenschwund über Herzprobleme bis zu Fruchtbarkeitsstörungen.
Psychische Belastung: Essstörungen treten oft gemeinsam mit Depressionen und Angststörungen auf.
Warum frühe Hilfe so wichtig ist
Ein großes Problem im Sport: Essstörungen werden oft übersehen – oder sogar als „Disziplin“ missverstanden. Langes Training, strikte Diäten oder extreme Essgewohnheiten werden als normal oder leistungsfördernd betrachtet.
Doch je früher eine Essstörung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Eine passende Behandlung hilft nicht nur, die Gesundheit wiederherzustellen, sondern ermöglicht auch, Sport langfristig sicher zu betreiben.
Fazit
Essstörungen im Sport sind kein Randthema – sie sind weit verbreitet und gefährlich. Umso wichtiger ist es, dass Trainer, Vereine, Familien und Athleten selbst sensibel mit dem Thema umgehen. Gesundheit darf niemals dem Leistungsdruck geopfert werden.
👉 Wenn du oder jemand in deinem Umfeld betroffen ist, suche bitte professionelle Hilfe. Unterstützung und Ressourcen findest du beispielsweise bei spezialisierten Hotlines oder Fachärzten.
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