Nahrungseinschränkung ist die Ursache der meisten Essstörungen – nicht nur der Magersucht
- Melanie Höfler
- 22. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Viele Menschen gehen davon aus, dass Nahrungsbeschränkung nur bei Anorexia nervosa eine Rolle spielt. Tatsächlich ist sie jedoch ein zentraler Bestandteil fast aller Essstörungen. Ob Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung oder vermeidend-restriktive Nahrungsaufnahmestörung (ARFID) – Einschränkung zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spektrum.
Wie Einschränkung Essstörungen fördert
Essstörungen entstehen nicht durch eine einzige Ursache. Sie sind das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Doch Einschränkung ist fast immer ein Auslöser und Verstärker:
Anorexia nervosa: Hier ist die Nahrungsbeschränkung besonders sichtbar – durch strenge Regeln, weggelassene Lebensmittelgruppen oder starke Reduktion der Essensmenge.
Bulimia nervosa: Essanfälle werden meist durch vorherige Einschränkungen ausgelöst. Nach den Attacken folgt oft erneutes Einschränken – ein Kreislauf aus Hunger, Kontrollverlust, Scham und erneuter Einschränkung.
Binge-Eating-Störung (BED): Auch hier stehen Essanfälle häufig am Ende einer Phase von Entbehrung. Der Körper reagiert biologisch darauf, dass er zuvor zu wenig Nahrung erhalten hat.
ARFID: Bei dieser Diagnose geht es weniger um Gewicht und Figur, sondern eher um Ängste oder Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Doch auch hier spielt Einschränkung eine zentrale Rolle.
Der Binge-Restrict-Zyklus
Viele Essstörungen folgen demselben Muster: Einschränkung – Essanfall – Scham – erneute Einschränkung. Dieser Kreislauf hat nichts mit Willenskraft zu tun, sondern ist eine natürliche Reaktion des Körpers. Wenn der Körper zu wenig Nahrung bekommt, aktiviert er Überlebensmechanismen und drängt dazu, bei Gelegenheit größere Mengen zu essen.

Warum Einschränkung so gefährlich ist
Gesellschaftlich wird Einschränkung oft positiv bewertet: Wer wenig isst oder bestimmte Lebensmittel meidet, bekommt schnell Anerkennung für vermeintliche „Disziplin“. Doch genau dieses Verhalten kann der erste Schritt in eine Essstörung sein. Diäten und strenge Essensregeln sind bekannte Risikofaktoren für gestörtes Essverhalten.
Behandlung: Den Teufelskreis durchbrechen
In der Therapie von Essstörungen gehört der Umgang mit Einschränkung zu den ersten und wichtigsten Schritten. Dazu gehören zum Beispiel:
Regelmäßige Mahlzeiten und Snacks, um den Körper zuverlässig zu versorgen.
Aufbrechen starrer Essensregeln und vorsichtiger Ausbau der Nahrungsvielfalt.
Strategien, um auch in sozialen Situationen oder im stressigen Alltag keine Mahlzeiten auszulassen.
Stärkung des Bewusstseins für die eigene Ernährung, frei von Schuldgefühlen oder gesellschaftlichem Druck.
Fazit
Einschränkung wirkt harmlos, ist aber oft der unsichtbare Motor von Essstörungen. Wer sie hinter sich lässt, macht Platz für das Gegenteil: Freiheit im Umgang mit Essen und dem eigenen Körper. Mit Unterstützung und passenden Hilfsmitteln ist es möglich, diesen Kreislauf zu durchbrechen und wieder Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln.
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